Reisebericht – Marseille vom 18. bis 22. September 2025

 

Die Anreise hätte so entspannt sein können: Mit dem TGV direkt von Frankfurt nach Marseille! Dann aber kam der Generalstreik in Frankreich dazwischen und es hieß, die Fahrt mit Privat-PKW bzw. Gemeindebus einen Tag früher zu organisieren. Alles hat dank Ulrich Farr bestens geklappt. Der Bus mit Craponnern und Schlangenbadern konnte pünktlich am Donnerstag, 18.September, Richtung Marseille aufbrechen. Dort erwarteten uns bereits sechs deutsche Freunde, die per Flugzeug oder PKW angereist waren. Große Wiedersehensfreude im zentralgelegenen Hotel mit schönen Zimmern und gutem Essen.

Am nächsten Morgen ging es nach Aubagne zu einer Werkstatt, in der die sog. Santons, typisch provenzalische Krippenfiguren, hergestellt werden. In dem Familienbetrieb konnten wir die Fertigung der Figuren aus Ton, ihre Bemalung sowie das Ankleiden und Dekorieren bewundern. Nach dem Mittagessen am alten Hafen wurden wir durch das MUCEM (Museum der Zivilisationen Europas rund um das Mittelmeer) geführt, ein interessantes Bauwerk, das sich zum Meer hin öffnet und umgeben ist von einer transparenten Betonfassade, die der Künstler in ihrer Struktur dem Wellenspiel der Wasseroberfläche nachgebildet hat. Die Führung fand zweisprachig statt und eröffnete einen kulturellen, sozialen, aber auch wissenschaftlichen und politischen Blick auf die Zivilisationen, die die Welt des Mittelmeeres von der Vorgeschichte bis heute geformt haben. Das sich anschließende Fort St. Jean sowie die Kathedrale la Major luden zur zusätzlichen Besichtigung auf eigene Faust ein.

Die perfekt zweisprachige Katharina begleitete uns am Samstag an die Cote Bleue, westlich von Marseille an der Mündung des Etang de Berre ins Mittelmeer. Unsere wunderschöne Fahrt über Les Martigues und Sausset-les-Pins beinhaltete auch eine kleine Wanderung auf einem sog. Chantier Littoral, einem Küstenpfad, mit traumhaften Ausblicken auf das blaue Meer, den wolkenlosen Himmel und die typische Vegetation mit Schirmpinien, Kakteen und blühender südlicher Blumenpracht. Zu Mittag gab es eine hervorragende Bouillabaisse in Carry-le-Rouet. Der Nachmittag gehörte der Schirmpatronin von Marseille, Notre Dame de la Garde, auf einem Felsen hoch über der Stadt. Mit einer Touristenbahn ging es bergauf und später in halsbrecherischer Fahrt auch wieder bergab zurück in die Stadt. Leider war die Dame zwecks neuer Blattgold-Verzierung vollständig eingerüstet und auch von dem Innenleben der Kirche konnten wir aufgrund einer Besichtigungssperre nur einen kurzen Blick erhaschen – sehr schade! Die Aussicht über die Stadt mit ihren gut 800.000 Einwohnern war grandios und zeigte uns das Bleu-Blanc-Rouge der französischen Flagge in Abwandlung: das Blau des Meeres, das Weiß der Häuser und Wolken und das Rot der Dächer!

Am Sonntagmorgen war die Besichtigung des Seifenmuseums vorgesehen, wo wir etwas über die Geschichte und Herstellung der berühmten Marseiller Seife erfuhren. In einer Jahrhunderte alten Tradition hat sich die Rezeptur aus Fett, Wasser und Soda überliefert, wobei das Besondere der Marseiller Seife ist, dass anstatt von Tierfett rein veganes Öl, z.B. Olivenöl, verwendet wird. Anschließend stand die Bootsfahrt zu den Calanques de Marseille auf dem Programm. Wegen den zunehmend stürmischen und regnerischen Witterungsbedingungen fiel die Fahrt kürzer aus als geplant. Bei üppigem Wellengang schipperten wir nach der Überquerung des Alten Hafens hinaus Richtung Süden, vorbei an der berühmten Gefängnisinsel mit dem Chateau d’If, das man aus Alexandre Dumas Roman  „Der Graf von Monte Christo“ kennt.

Zurück im sicheren Hafen stand am Nachmittag noch das eindrucksvolle Museum Cosquer auf dem Programm. Dort erlebten wir auf einer Zeitreise eine Eins zu Eins Nachbildung der versunkenen Grotte von Cosquer, nach dem gleichnamigen Entdecker der Höhle benannt. Einzigartige Höhlenmalereien von Pferden, Bisons, Pinguinen und Robben sowie menschliche Darstellungen, Abdrücke von Händen und Überreste menschlicher Aktivitäten begeisterten uns auf der Rundfahrt durch die Grotte mit Erklärungen über Audio Guide.

Unser Busfahrer Maurice brachte uns gerade noch rechtzeitig ins Hotel zurück, bevor ein kräftiges Gewitter mit Starkregen losbrach.

Der Abend im Hotel klang aus mit leckeren Essen, vielen freundschaftlichen Gesprächen und einem Gruppenbild aller Mitreisenden.

Am nächsten Morgen starteten wir zeitig, damit etliche deutsche Teilnehmer von Craponne aus nicht zu spät nach Deutschland zurückfahren konnten. Alle sind wieder wohlbehalten zuhause angekommen und waren sich einig, dass wir zusammen mit unseren Craponner Freunden etwas Wunderbares erlebt hatten. Daher gilt unser herzlichster Dank besonders noch einmal Dominique Porcheret, die zum letzten Mal als Vorsitzende des CJC diese Reise geplant und durchgeführt hat.

 

Irmtraut Janko